Von Frühling bis Herbst raschelt und schmatzt es nachts in den Schweizer Gärten – der Igel ist auf Futtersuche und pflanzt sich fort. Doch diese Zeit birgt auch Gefahren. Viele Stacheltiere fallen oft menschlichen Einflüssen zum Opfer. Die gute Nachricht: Sie können zusammen mit dem Zürcher Igelzentrum Ihren stacheligen Nachbarn helfen.
Text / Bilder / Videos von Nicolás Valero
Der Fund eines Igels im eigenen Garten löst bei vielen Menschen einen «Jöö-Effekt» aus. Gleichzeitig tauchen Fragen auf, wie man vorgehen sollte, wenn ein Igel beispielsweise tagsüber unterwegs ist, röchelt oder sichtbare Verletzungen hat. Hilfe und Antworten gibt es bei Igelstationen, so auch beim Igelzentrum Zürich. Dort betreuen mehrere Tierpflegerinnen die kranken und verletzten Stacheltiere.
Eine der Igelpflegerinnen ist Daniela Wiedenmann.
Sie kümmert sich mit grossem Engagement um die Pflege und Rehabilitation der verletzten Igel. Ihr Alltag im Igelzentrum Zürich ist geprägt von ihrer Liebe zu Tieren und ihrer Motivation, ihnen zu helfen. Sobald die kranken und verletzten Igel bei der Station abgegeben worden sind, nimmt Daniela Wiedenmann die Tiere auf und gibt ihnen die nötige Pflege für eine Rückkehr in ihr natürliches Habitat.
Daniela Wiedenmann vom Igelzentrum Zürich beschreibt die vielfältige Arbeit als anspruchsvoll, aber auch erfüllend. Von der gründlichen Reinigung der Gehege über die Fütterung jedes einzelnen Igels bis hin zur medizinischen Pflege – jede Aufgabe ist entscheidend, um den kranken und verletzten Stacheltieren eine zweite Chance in der Natur zu geben. Wie ihre Arbeit genau aussieht, zeigt das folgende Video:
Bekanntes Wildtier in Schweizer Gärten
In den Schweizer Dörfern und Städten gibt es beträchtliche Igelpopulationen. Besonders im Mittelland ist der Braunbrustigel verbreitet und vorzugsweise in Quartieren mit einem grossen Grünanteil anzutreffen. Der stachelige Insektenfresser ist den meisten Bewohnerinnen und Bewohnern der Schweiz gut bekannt. Schon in der Primarschule lernen Kinder über den Igel, und viele haben ihn selbst in ihren Gärten beobachtet.
Das Igelzentrum Zürich kümmert sich nicht nur um die Aufzucht und Pflege der stacheligen Insektenfresser, sondern engagiert sich auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Es bietet Aufklärungen über das Verhalten des Igels und seinen Lebensraum an. Monatlich finden im Igelzentrum Führungen und Informationsveranstaltungen statt, die besonders bei Schulklassen sehr beliebt sind.
Viele Probleme für Igel sind vom Menschen gemacht
Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit sind Igel in der modernen Welt zahlreichen Gefahren ausgesetzt. In freier Wildbahn erreichen sie selten das theoretische Alter von 7-8 Jahren. Häufig sterben sie bereits nach wenigen Jahren. Zu den natürlichen Feinden des Igels gehören der Dachs und der Uhu. Neben diesen Tieren sind es vor allem die von Menschen geschaffenen Hindernisse, die das Überleben der Igel gefährden. Der Verlust von naturbelassenen Grünflächen sind eine der Hauptursachen für die hohe Sterblichkeitsrate.
Strassen sind für Igel oft unüberwindbare Barrieren und führen zu zahlreichen Todesfällen, insbesondere während der Paarungszeit. Darüber hinaus stellen Gartenwerkzeuge, Beeren- und Rebnetze, Schächte, Swimmingpools und andere menschliche Einflüsse ernsthafte Risiken für die Igel dar. Obwohl der Igelbestand in der Schweiz momentan nicht akut gefährdet ist, liegt es am Menschen, durch Massnahmen wie den Erhalt von Lebensräumen und die Reduzierung von Gefahren einen langfristigen Schutz der Igel sicherzustellen.
«Jede Person mit einem Garten kann einen wertvollen Beitrag leisten», sagt Simon Steinemann, Geschäftsleiter des Igelzentrums Zürich.
Mit kleinen Massnahmen den Garten für Igel optimieren
Schon kleine Veränderungen im Garten können viel bewirken. Ein Ast- und Laubhaufen als zusätzlicher Unterschlupf, ein bunter Blumenrasen, der Schmetterlinge und andere Insekten anzieht, oder eine wilde Ecke, die Verstecke bietet, machen einen grossen Unterschied. Ein Igel kann etwa eine Treppenstufe hochklettern und passt durch ein faustgrosses Loch – auch das sind Elemente, die in einem igelfreundlichen Garten berücksichtigt werden sollten.
Nebst einem igelfreundlichen Garten ist auch die richtige Beurteilung eines gesichteten Igels wichtig. Beispielsweise geht es tagaktiven Igeln nicht automatisch schlecht. Was zu tun ist, wenn Sie einem Igel in Not begegnen, sehen Sie im folgenden Video mit Simon Steinemann:
Durch eine igelfreundliche Gartengestaltung und ein besseres Verständnis der Bedürfnisse dieser Wildtiere kann jeder einen Beitrag zum Schutz der Igel leisten. Auch kleine Anpassungen helfen den stacheligen Bewohnern, sich in einer zunehmend urbanisierten Welt zurechtzufinden. Das Igelzentrum Zürich bietet Unterstützung und Beratung, wenn es um den richtigen Umgang mit Igeln in Not geht. Mit Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme lässt sich der Lebensraum der Igel nachhaltig verbessern, sodass sie auch in Zukunft in unseren Gärten heimisch bleiben können.